Yoga und Regelschmerzen
Es ist wieder die Zeit des Monats und Du verbringst ein paar Tage mit einer Wärmeflasche auf dem Unterbauch im Bett und versuchst Dich möglichst wenig zu bewegen, um weitere Krämpfe zu vermeiden…
Das war ich vor vielen vielen Jahren. Ich hatte furchtbare Regelschmerzen, Blähung und manchmal sogar Durchfall und Erbrechen während der ersten ein paar Tage meiner Perioden. Der Schmerz strahlte bis zum unteren Rücken, Gesäß und den Beinrückseiten aus. Oft musste ich die Schule und später die Arbeit wegen des Schmerzes auslassen. Ich nahm Schmerztabletten ein, aber sie halfen nicht wirklich.
Dann fand ich Yoga. Viele Yogalehrer sagten mir, dass es besser wäre keine Asana während meiner Tage zu praktizieren. Alle diese Yogalehrer waren Männer. Einmal bekam eine Mityogini mein Gespräch mit einem männlichen Yogalehrer mit. Nachher kam sie zu mir und sagte, dass Yogasana eigentlich ihre Endometriose sowie alle deren Symptome während ihrer Periode gelindert hätte. Sie sagte mir nicht, welche Yogahaltungen ich üben sollte, sondern ermutigte mich, das Üben der Asana während meiner Periode zu probieren. Vielleicht könnte Yoga auch mir helfen.
Und, ich probierte. Und, Yoga half. Ich wollte keine starke Asanapraxis mit Handstand, Armbalancen oder intensiven Rückbeugen machen. Stattdessen übte ich beruhigende Yogahaltungen und versuchte, mich zu entspannen. Gleich nach der ersten Praxis während der schmerzhaften Tage meiner Periode merkte ich, dass die Krämpfe gar nicht so stark waren. Ich fühlte mich gelassener. Mein Körper war entspannter. Ich war begeistert. Yoga hilft wirklich!
Und, es gibt tatsächlich Forschungen, die andeuten, dass Yoga Frauen mit Endometriose und Regelschmerzen helfen kann (https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/acm.2015.0343).
Ich machte also weiter mit Asana. Auch dann, wenn die Krämpfe richtig schlimm waren, trat ich auf meine Yogamatte. Manchmal war es eine Stunde, manchmal 30 Minuten und sehr oft nur zehn Minuten, aber jedes Mal half die Praxis. Heutzutage habe ich keine Regelschmerzen mehr. Ich weiß nicht, ob es die Tatsache ist, dass ich älter geworden bin, denn anscheinend wird es mit dem Alter besser, oder dass ich Asana über 20 Jahre lang regelmäßig praktiziert habe. Jedenfalls half Yoga mir, lebensfähig während meiner Periode zu sein.
Und, was machte ich denn? Welche Yogahaltungen übte ich? Es ist wichtig sich daran zu erinnern, dass jeder Körper anders ist, und dass Haltungen, die mir geholfen haben, nicht unbedingt Dir helfen. Du musst es probieren. Erkunde alle Möglichkeiten.
Unten sind vier Yogahaltungen, die ich jedes Mal übte und die ich immer noch praktiziere, um mich runter zu bringen und zu entspannen.
(Gestützte) Kindhaltung – Balasana
Du kannst diese Haltung auch ohne Unterstützung machen. Komme in den Fersensitz. Öffne die Knie weiter als hüftgelenksbreit auseinander und bringe die großen Zehen zusammen. Falls Du deinen Oberkörper stützten willst, platziere einen Bolster oder mehrere zusammengefaltete Decken zwischen deinen Oberschenkeln, sehr nah zu Deinen Leisten, und lege den Oberkörper drauf. Ruhe eine Wange, deine Brust und den Bauch auf den Bolster oder auf die Decken. Entspanne Deine Arme neben dem Bolster auf dem Boden. Schließe die Augen und atme. Bleibe mindestens drei Minuten hier, um die Krämpfe zu lindern.
Liegendes Twist – Supta Matsyendrasana
Liegendes Twist – Supta Matsyendrasana
Lege Dich auf den Rücken. Beuge das linke Knie und ziehe es zu Deinem Oberkörper mit den Händen. Dann bewege Dein Becken leicht nach links und bringe das linke Knie über nach rechts. Falls das Knie den Boden nicht berührt, lege einen Yogablock runter. Drehe Deine Brust nach links und entspanne die beiden Schultern auf den Boden. Du kannst den Kopf nach links drehen, wenn Du willst. Atme. Bleibe in der Haltung mindestens drei Minuten, um die Bauchorgane zu entgiften und zu stimulieren. Die Haltung dehnt deinen Rücken und die Hüfte leicht, was die Regelschmerzen auch lindert. Übe die zweite Seite.
Sitzende gegrätschte Vorwärtsbeuge – Upavishtakonasana
Setze Dich auf Deine Matte und öffne die Beine weit auseinander. Platziere die Hände vor deinem Becken zwischen den Beinen auf dem Boden. Langsam laufe die Hände nach vorne und senke den Oberkörper zwischen die Beine in Richtung des Bodens. Du brauchst nicht tief in die Haltung hinein gehen. Behalte den Rücken möglichst lang und lehne einfach mit dem Oberkörper nach vorne. Bleibe mindestens drei Minuten und atme in den Unterbauch ein und aus, um Deinen Geist und Körper zu beruhigen, die Körperrückseite zu dehnen, die Bauchorgane zu stimulieren und die Schmerzen im Unterleib zu lindern.
Beine an der Wand – Viparita Karani
Bringe Deine Yogamatte an die Wand. Setze Dich seitlich sehr nah zur Wand auf die Matte. Lege die Hände hinter Dich auf den Boden. Lehne zurück auf die Hände und schwinge die Beine hoch an die Wand. Das Gesäß muss die Wand nicht berühren, aber es ist sehr nah an der Wand. Senke den Oberkörper auf den Boden und ruhe hier so lange wie Du willst, um den Kreislauf und Verdauung zu fördern, den Blutdruck zu senken, Dein Energielevel zu erhöhen und das Nervensystem zu beruhigen. Alles das wird die Regelschmerzen lindern.
Diese sind ein paar von “meinen” Haltungen. Vielleicht können sie auch Dir helfen. Vielleicht willst Du aber “Deine” Haltungen finden. Es gibt keine Regeln. Exploriere. Lass Yoga Dir helfen, Deine Regelschmerzen zu lindern, so dass Du jeden einzelnen Tag Deines Lebens voll genießen kannst.
-Anu
Anu Visuri, Yoga Lehrerin und Gründer von Gotta Joga
Certified Anusara® yoga teacher, Yoga Alliance (E-RYT 500 & YACEP).