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Wir haben eine Frage zum Perineum erhalten:

Zuerst einmal Danke für Eure seriöse und vollständige App! Ein Freund von mir, der regelmäßig Yoga übt, sagte mir, dass man während der Yoga-Haltungen das Perineum immer anspannen sollte. Ist das wirklich ratsam? Es fällt mir nämlich schwer, in der Haltung zu bleiben, wenn ich mich auf mein Perineum konzentrieren soll.

Unsere Yoga-Lehrerin Anu Visuri antwortet:

Das Anspannen des Perinuems während der Asanas nennt man Mula Bandha (der Wurzelverschluss). Es verleiht dem Yogi Stabilität und Kraft von innen. Einige Lehrer und Yoga-Stile empfehlen, Mula Bandha während der gesamten Yoga-Übung anzuwenden. Es ist tatsächlich sehr hilfreich, vor allem in Rückbeugen und Übungen auf den Armen.

 

Es gibt jedoch zwei Dinge, die ein Yogi beachten sollte:

1) Man kann Mula Bandha sehr leicht falsch machen. Mula Bandha ist eine leichte Kontraktion des Beckenbodens, die von der Vorderseite des Körpers ausgeht, indem man das Schambein in Richtung Steißbein zieht – ohne das Becken zu bewegen. Viele machen es genau andersherum und beginnen die Bewegung im Rücken, indem sie das Steißbein zum Schambein ziehen und so den unteren Rücken und die Pobacken abflachen. Das Problem dabei ist, dass viele von uns genau hier bereits Verspannungen haben und diese dann verstärkt werden und zu Rückenschmerzen führen. Der nächste Schritt wäre, die Sitzhöcker sanft zueinander zu ziehen und danach das Steißbein leicht zum Schambein zu ziehen, wieder ohne das Becken zu bewegen. Dann hebt man die Spannung bis zum Bauchnabel und stellt sich am besten einen Fahrstuhl vor, der den Beckenboden nach oben befördert. Die Anspannung ist nur ganz leicht! Du solltest keine Kraft aufwenden. In einigen Haltungen, wie der Bretthaltung, wird der Beckenboden fast von selbst aktiviert. Manche Menschen brauchen mehr Mula Bandha, und manche weniger. Das ist sehr individuell.

2) Es ist wichtig, die Spannung nach der Übung wieder zu lösen. Ich kenne Yoga-Schüler, die Mula Bandha fortwährend gemacht haben (oft auch noch falsch) und dann Probleme mit einem hypertonen Beckenboden bekommen haben. Das bedeutet, dass dein Beckenboden in einer konstanten Anspannung ist – und das ist nicht gut, denn dein Beckenboden sollte stark sein, aber elastisch wie ein Trampolin. Der Hypertonus kann zu Schmerzen im Rücken, im Gesäß oder in den Beinen führen, zu Erektionsproblemen bei Männern, Menstruationspausen bei Frauen, Hämorrhoiden usw.

Deshalb sollte der Yogi darauf achten, dass er oder sie den Mula Bandha korrekt ausführt, nicht zu stark und nicht zu lange. Manche Menschen haben gar keine Probleme damit. Wir sind alle verschieden. Wenn dein Freund Yoga viele Jahre so geübt hat und keine Schwierigkeiten damit hat, kann er Mula Bandha auch weiterhin machen.

Wenn Mula Bandha sich für dich komisch anfühlt, kannst du versuchen, dich Schritt für Schritt heranzutasten. Beginne im Sitzen, zum Beispiel im Lotussitz. Ziehe einfach nur die Sitzhöcker zusammen, um den Beckenboden anzuspannen, und dann ziehe diese Anspannung nach oben wie einen Fahrstuhl. Beim nächsten Mal ziehe dein Schambein zum Steißbein, und dann dein Steißbein zum Schambein und ziehe die Anspannung nach oben. Fühlt sich das anders an?

Das Gute im Yoga ist, dass du nichts machen musst, was sich nicht gut anfühlt. Höre auf deinen Körper. Vielleicht braucht es nur Zeit. Vielleicht wird Mula Bandha Teil deiner Yoga-Übungen – vielleicht aber auch nicht. Mach dir keinen Stress damit. Es gibt schon genug Stress in der Welt.

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